Anna Seghers "Das siebte Kreuz" - Widerstand damals und heute

Zahlreiche Besucher bei Veranstaltung des GEW KV Gelnhausen

Am Freitagabend, den 26.1.18., dem Vorabend des Holocaust – Gedenktages hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Kreisverband Gelnhausen zu einem kulturellen Abend zur Erinnerung an die Verfolgten und den Widerstand in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft eingeladen. Die Gelnhäuser Gruppen von Amnesty International und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi hatten die Veranstaltung unterstützt und mit beworben. Etwa 70 Bürgerinnen und Bürger aus Gelnhausen und Umgebung waren der Einladung gefolgt und erlebten einen beeindruckenden, nachdenklich und betroffen stimmenden Vortrag.

Zur Begrüßung führte Herbert Graf, Mitglied im Vorsitzenden-Team des GEW Kreisverbandes Gelnhausen, aus, dass es seiner Gewerkschaft ein Anliegen sei, als gesellschaftliche Kraft einerseits an das Vergangene zu erinnern, aber andererseits nicht dabei stehen zu bleiben und Schlussfolgerungen für die politische Gegenwart zu ziehen. „Das ´Nie wieder!´ der unmittelbaren Nachkriegsgeneration ist dabei für uns heute Leitbild und Maxime unseres Handelns“, führte er aus.

Im Anschluss lasen in der dem Thema angemessenen Räumlichkeit der ehemaligen Gelnhäuser Synagoge der Mittelgründauer Künstler und Literat Hartmut Barth-Engelbart Passagen aus dem Roman „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers und Ulrike Eifler, Vorsitzende der DGB-Region Südhessen, aus Berichten ihres Großvaters aus dem Konzentrationslager Dachau. Diese Berichte enthielten Schilderungen von den Grausamkeiten und Verbrechen der Nazi-Schergen, die die Zuschauer in ihren Bann zogen und große Betroffenheit hervorriefen. Eingerahmt  wurden die Lesungen durch Einlagen des Kasseler Musikers Philipp Hoffmann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, ehemalige Arbeiter- und Widerstandslieder zu sammeln und zur Aufführung zu bringen. Er führte eine seiner musikalischen Einlagen ein mit der Beschreibung seiner Erfahrungen als (Seh-)Behinderter in der Schulzeit auf ca. zehn verschiedenen Schulen. Neben den Hänseleien und Verspottungen sei ihm auch immer wieder von Schulkameraden bedeutet worden, dass er früher "weggekommen", d.h. ins Lager gekommen wäre. Auf diese Weise wurde schon in seiner Jugend sein Interesse für die Ausgrenzung und Verfolgung im NS geweckt.

Abschließend plädierte Ulrike Eifler dafür, auch und gerade in der heutigen Situation der zunehmenden politischen Unsicherheit und Desorientierung wachsam zu sein und gegen den aufkeimenden Rechtspopulismus und rechtsextreme Umtriebe mutig anzugehen und Widerstand zu leisten.

Nach zwei Stunden beendete Herr Graf die Veranstaltung mit einem Dank an alle an der Vorbereitung und Durchführung Beteiligten, insbesondere auch an den Weltladen, der die Zuhörer mit Getränken und Snacks versorgt hatte.