“Nörgelnde Lehrer-Gewerkschaft”?

CDU-Landtagsabgeordnete Heiko Kasseckert behauptet ‚bundesweit beispielhaften Personalausstattung‘

Ungewöhnlich heftig hat der CDU-Landtagsabgeordnete Heiko Kasseckert auf die vom Kreisverband Hanau der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vorgelegten Daten und Fakten zum Schuljahresbeginn reagiert.

Kasseckert schreibt von einer „nörgelnden Lehrer-Gewerkschaft“, die ihn an ein „trotziges Kind“ erinnert und bescheinigt der Gewerkschaft eine „kleinkarierte Denkweise“. Rechtfertigen seine Argumente einen solchen Schluss?

Die Lehrerversorgung in Hessen hat sich in den letzten Jahren verbessert. Das hat auch die GEW nie bestritten. Das war aber auch dringendst erforderlich, denn auch nach dem neuesten Bildungsbericht 2014 liegt Hessen bei der Schüler-Lehrer-Relation in der Grundschule nur im Mittelfeld und in der Sekundarstufe I sogar auf dem drittletzten Platz im Vergleich aller Bundesländer. „Das ist sehr weit entfernt von der von Kasseckert behaupteten ‚bundesweit beispielhaften Personalausstattung‘ in Hessen,“
stellt Heinz Bayer, Mitglied im Vorsitzendenteam des GEW Kreisverbandes Hanau, fest.

Gegenüber dem letzten Jahr hat sich die Lehrerversorgung in diesem Schuljahr im Main-Kinzig-Kreis praktisch nicht verändert. Trotzdem zählt Kasseckert eine Rei-
he von Verbesserungen bei den Intensivklassen, bei den Deutsch-Fördermaßnahmen und den Ganztagsangeboten auf. Interessant ist hier, was er verschweigt. Diese Verbesserungen sind nur möglich, weil an den Grundschulen dafür die sowieso zu geringe Zahl von 2 Förderstunden pro Klasse zusammengestrichen und den gymnasialen Oberstufen 160 Lehrerstellen weggenommen werden. Insbesondere bei vielen Grundschulen fallen damit die Verbesserungen der letzten Jahre großenteils oder sogar ganz wieder weg.

Von betroffenen Eltern sicher begrüßt, von den Lehrkräften aber nur schwer zu ertragen ist die Meldung Kasseckerts, dass allen Anträgen auf inklusive Beschulung im
Main-Kinzig-Kreis ohne Widerspruchsverfahren entsprochen werden konnte. Der CDU-Landtagsabgeordnete verschweigt nämlich, dass dies nur möglich war, weil den betroffenen
Kindern mit Beeinträchtigungen in den Bereichen ‚Lernen‘ und ‚Emotionale und soziale Entwicklung‘ – und das ist die überwiegende Mehrheit – die in der entsprechenden Verordnung vorgesehene Förderung von durchschnittlich 4 Stunden pro Kind einfach gestrichen worden ist. In einem Erlass wurde festgelegt, dass Anträge auf Förderung frühestens im 3. Schuljahr gestellt werden können.

Die durch die wegfallende Förderung entstehenden Mehrbelastungen bezeichnen die Lehrkräfte als nicht tragbar und den Kindern wird die dringend notwendige Unterstützung
vorenthalten. „Hessen ist sehr, sehr weit entfernt von einer ‚bundesweit beispielhaften Personalausstattung‘. Kein Wunder, dass das Heiko Kasseckert nicht gerne hört,“ stellt Heinz Bayer abschließend fest.