Sparplan Inklusion - Offener Brief

Kreisverband Hanau

Pressemitteilung

Der Kreisverband Hanau der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert eine kritische Bestandsaufnahme des Aktionsplans zur Umsetzung von Inklusion an hessischen Schulen und erhält bei einer an den Schulen des Altkreises Hanau durchgeführten Unterschriftenaktion eine breite Zustimmung.

Das hessische Kabinett verabschiedete im Jahr 2012 einen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention an hessischen Schulen. Aufgabe der Inklusion ist es, keine Schülerinnen und Schüler zu benachteiligen und diese unter Berücksichtigung ihrer individuellen Fähigkeiten zu fördern.Diesen Anspruch trägt die GEW voll und ganz mit. Allerdings fehlen noch immer die entsprechenden Rahmenbedingungen, um dies leisten zu können,“ stellt Anja Saling, Grundschulvertreterin der GEW Hanau fest.

Die vielfältigen und neuen Aufgaben, die auf dafür nicht ausgebildete Lehrkräfte zugekommen sind, sind unter anderem:

·      Ein auf das verschiedene Förderbedürfnis , das Lernniveau und die unterschiedliche Lerngeschwindigkeit  abgestimmter und differenziert vorbereiteter Unterricht.

·      Die Bewältigung dieser Aufgabe durch einen Regelschullehrer bei Klassenstärken von bis zu 27 Kindern oder Jugendlichen, häufig ohne Unterstützung durch Förderschullehrer.

 

·      Zusätzliche Kooperation zwischen Förderlehrern und Fachlehrern, um den unterschiedlichen Förderbedarfen gerecht zu werden, zusätzliche Erstellung von Förderplänen, zusätzliche Zusammenarbeit mit Institutionen,  dadurch mehr Bürokratie.

Die Belastungen der Regelschullehrer waren bereits vor der Inklusion hoch. Nun befinden sich die betroffenen Kolleginnen und Kollegen an der Belastungsgrenze.

Bereits seit dem Jahr 2014 weist die GEW wiederholt auf die Missstände bei der Umsetzung der Inklusion hin, die nur Stückwerk ist und aufgrund der an den Schulen herrschenden Rahmenbedingungen nur mangelhaft umgesetzt werden kann. In der öffentlichen Debatte um Inklusion wurde bereits festgestellt, dass Inklusion nicht als Sparmodell auf dem Rücken der Lehrer und Schüler ausgetragen werden darf.

Der GEW-Kreisverband Hanau wandte sich vor den Sommerferien mit einer Unterschriftenaktion an alle Grundschulen im Main-Kinzig-Kreis. Mehr als 500 Lehrkräfte unterstützten diese Aktion mit ihrer Unterschrift und stimmten der Forderung nach einer Überarbeitung des hessischen „Aktionsplans Inklusion“ zu. Diese Unterschriftenliste mit den zentralen Forderungen der GEW wurde dem hessischen Kultusminister, dem Staatlichen Schulamt in Hanau und den bildungspolitischen Sprechern der Parteien übersandt:

·      Inklusion ist nur mit entsprechenden personellen Ressourcen möglich!
Eine dauerhafte Doppelbesetzung in den Klassen muss gewährleistet werden.

·      Inklusion benötigt eine angepasste Lehrerausbildung!
Nicht jeder Lehrer kann Spezialist für Inklusion sein, nicht jeder Förderschullehrer kann Spezialist für alle Förderbereiche sein.

·      Inklusion benötigt eine qualifizierte Ausstattung der Schulen!
Sie muss an die zu fördernden Schülerinnen und Schüler angepasst sein.

·      Förderschulen müssen erhalten bleiben!
Nicht für alle Schüler ist eine gemeinsame Beschulung sinnvoll und förderlich.

 

 „Hessen ist laut einer Umfrage der „Rheinischen Post“ bei der Inklusion Schlusslicht unter den Bundesländern. Deswegen brauchen wir bessere Bedingungen,“ stellt Ingabritt Bossert, Kreisvorsitzende der GEW Hanau, abschließend fest.