Der Kreisverband Hanau trauert um Joachim Schulmerich

Joachim war von 1979 bis 1987 Vorsitzender des KV Hanau

Joachim wurde 78 Jahre alt

Joachim Schulmerich war zusammen mit seiner Stellvertreterin Sybille von Soden von 1979 bis 1987 Vorsitzender des Kreisverbandes Hanau.

Die Zeit mit Joachim Schulmerich als Vorsitzendem war für den Kreisverband eine Zeit des Aufbruchs. Seine Amtszeit begann turbulent, galt es doch, die erste Arbeitsniederlegung hessischer Lehrkräfte vorzubereiten, die Ende 1979 stattfand. Dank der flammenden, überzeugenden und mitreißenden Reden von Joachim war die Beteiligung im Kreisverband Hanau sehr hoch, obwohl es den Beamtinnen und Beamten angeblich verboten war, die Arbeit niederzulegen. Dass die Aktivitäten von Joachim bei seinen Dienstvorgesetzten nicht auf Wohlgefallen stießen, kann man daran erkennen, dass sich die Vertrauensleute gezwungen sahen, sich vor Joachim zu stellen und den Leiter des Staatlichen Schulamtes Müller-Marschhausen aufzufordern, ein eingeleitetes Disziplinarverfahren umgehend zu stoppen.

Trotz der hohen Beteiligung bei der Arbeitsniederlegung plante die Landesregierung schon bald Sparmaßnahmen in Form einer erheblichen Reduzierung der Zahl der Lehrkräfte. Die daraus folgende Nichteinstellungspolitik bestimmte die Schwerpunkte von Joachim und dem Kreisverband: Anprangerung des Unterrichtsausfalls, Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Einsatz für die anschwellende Zahl von arbeitslosen Kolleginnen und Kollegen.

Mit massivem persönlichem Einsatz von Joachim wurde die Lehrerselbsthilfe Rotstift, ein Zusammenschluss arbeitsloser Kolleginnen und Kollegen gegründet. Bei der Lehrerselbsthilfe ging es nicht nur um Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung, sondern auch um Vorbereitungslehrgänge für den Hauptschulabschluss. Mehreren Kolleginnen und Kollegen konnte so der Einstieg in sozial abgesicherte Arbeitsverhältnisse geboten werden.

Joachim Schulmerich motivierte zu vielen Kundgebungen und Aktionen, um die Probleme der Schulen im Altkreis Hanau, die notwendigen Arbeitszeitverkürzungen – auch um endlich Neueinstellungen zu erreichen - und Gehaltsverbesserungen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

So „enthüllte“ die Hanauer GEW die hessische Schulpolitik in der Fußgängerzone – bis auf das Skelett abgemagert – indem an Skeletten die Probleme erläutert wurden.
Oder die Kolleginnen und Kollegen sorgten mit Putzlappen, Eimern und Leitern an den Fenstern des Schulamtes für Durchblick auf die Schulprobleme.
Oder sie vernagelten die Tür des Staatlichen Schulamtes, um zu zeigen, dass es keine Eintrittsmöglichkeit in den Schuldienst für neu ausgebildete Lehrkräfte gab.

Mit seiner ansonsten ruhigen, aber bestimmten Art war Joachim Schulmerich vielen Kolleginnen und Kollegen ein guter Ratgeber und solidarischer Begleiter.

Die GEW Hanau wird Joachim Schulmerich als engagierten, kreativen und kämpferischen Gewerkschafter, der zu seiner Zeit die Hanauer GEW erneuert hat, immer in bester Erinnerung behalten.