GEW kritisiert große Klassen, mangelnde Ressourcen und zunehmenden Fachkräftemangel
Der Landesverband hatte anlässlich des Weltkindertages am Mittwoch, den 20.09.23 alle Mitglieder zu Kundgebungen unter dem Motto „Zeit für mehr Zeit“ aufgerufen. Eine beachtliche Gruppe engagierter Kolleginnen und Kollegen aus den Kreisverbänden Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern nahm den Zug nach Fulda, um an der dortigen Demonstration und Kundgebung teilzunehmen.
„Es war dringend notwendig, dass die GEW eine erneute Aktion nach den Aktionen der letzten Jahre zur Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen startet“, meinte Heike Rickert-Fischer vom Kreisvorstand der GEW Gelnhausen. „Und es wurde eine kleine, feine, aber lautstarke Aktion in einer Stadt, wo man noch hinschaut, wenn jemand demonstriert…“, ergänzt Herbert Graf, ebenfalls Mitglied im Kreisvorstand der GEW Gelnhausen.
Um 16 Uhr startete der Demonstrationszug auf dem Bahnhofsvorplatz und bewegte sich in einem großen Bogen unter allgemeiner Beachtung durch die Passanten zum Universitätsplatz. Viele bekundeten spontan ihre Sympathie für das Anliegen und spendeten Beifall. Es gab eine hervorragende und motivierende musikalische Begleitung aus der Konserve und live und die Demonstrierenden machten mit Trillerpfeifen und Rufen „Hoch die Hände – Bildungswende“ ihre Forderungen deutlich.
„Es muss sich endlich was tun!“, konstatierte Pyrola Dittmar, im Team mit Vanessa Erlinger Vorsitzende des Kreisverbandes Schlüchtern. „Immer mehr nicht pädagogisch ausgebildete Kräfte unterrichten unsere Kinder und die Probleme im Zusammenhang mit Inklusion und Integration nehmen zu. Wir brauchen dringend Fachkräfte und mehr Ressourcen, z.B. mehr Entlastungsstunden für besondere Aufgaben, damit wir unseren anspruchsvollen Job noch zufriedenstellend machen können“, ergänzt Frau Dittmar.
Ihre Kollegin im Kreisvorsitz der GEW Schlüchtern, Vanessa Erlinger, hatte auch eine Regenbogenfahne zur Demonstration mitgebracht. „Wir leben und wollen Vielfalt – innerhalb und außerhalb der Gewerkschaft. Und ich trage diese Fahne mit mir, auch um gegen die unsäglichen rückwärtsgewandten Ideen der AFD zu demonstrieren – diese Partei ist für eine/n Gewerkschafter_in nicht wählbar“, meinte sie erläuternd.
Alles in allem kamen um die 200 Menschen zusammen – eine Zahl, die angesichts der mittleren bis geringen Größe der aufrufenden Kreisverbände ganz beachtlich war. Die Demonstrierenden hörten konzentriert den Reden bei der Kundgebung auf dem Universitätsplatz zu. In diesen wurde deutlich, dass junge Kolleg_innen sich gerne und mit Herzblut in ihrem Beruf engagieren, aber immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen. Eine Schülervertreterin machte deutlich, wie sehr Schülerinnen und Schüler darunter leiden, wenn sie mit ihren Sorgen und Nöten nicht genügend Ansprechpartner_innen und Aufmerksamkeit finden – dies führe zu psychischen Störungen, für die dann wieder nicht genügend Schulpsycholog_innen zur Verfügung stünden. Der Hauptredner (…) drückte seine immer wieder aufkommende Verwunderung über die Entscheidungen der Bildungspolitiker vom Beginn seiner Laufbahn bis heute aus. Mal gab es so viele Lehrer_innen, dass diesen der Wechsel in andere Berufe geraten wurde, kurz darauf wurden sie wieder gebraucht, jetzt werden sie händeringend gesucht. Auch der Sanierungsstau in den Schulen bestehe nicht seit gestern – in einigen Kreisen seien die Schulen sehr gut ausgestattet, in anderen vollkommen veraltet. Nur gut gebildete Schülerinnen und Schüler seien später in der Lage, unsere Demokratie zu schützen und mitzugestalten. Investition in Bildung sei eben die wichtigste Investition in die Zukunft.
„Ich kann nur hoffen, dass wir nach den Wahlen eine Regierung haben werden, die Bildung und damit auch unsere Forderungen ernst nimmt und dann auch umsetzt“, meinte abschließend Mario Wagner, der Dritte im Bunde des Führungsteams des Gelnhäuser GEW-Kreisverbandes.